For an English version please go to Glendalough Gin and Whiskey from the Wicklow Mountains
An einem vor-frühlingshaften Tag im März 2022 machte ich einen Ausflug in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf. Was auf den ersten Blick wenig mit irischem Whiskey zu tun hat, ist die Wahlheimat von Aoife Hand. Aoife ist seit Herbst 2021 Brand Ambassador der irischen Glendalough Distillery. Hierbei vertritt sie deren Produkte wie den Glendalough Gin auf dem deutschen Markt.
Aoife ist einer jener irischen Namen, die Nicht-Iren beim Versuch der korrekten Aussprache zur Verzweiflung bringen. Darum für alle nicht-irischen Leser vorweg: Es wird „Iffa“ ausgesprochen. Ursprünglich stammt Aoife aus Tullamore. Ein Ort, der jedem Whiskey-Kenner etwas sagt. Ebenfalls dort sammelte sie ihre ersten Erfahrungen im Spirits Business. Als Tour Guide führte sie Besucher durch die Tullamore Visitor Experience. Dafür lernte sie sich das nötige Wissen über die Herstellung von Whiskey an.
Jahre später führte sie dieses Wissen zunächst zur Micro Distillery nahe Glendalough, dann nach Deutschland und schließlich an diesem März-Tag in ein Irish Pub in der Düsseldorfer Altstadt. Ich bin aufgrund der Zugverbindungen ein paar Minuten vor ihr da und warte an einem Tisch. Sie betritt den Raum und begrüßt stürmisch das Barpersonal. Natürlich hat die Markenbotschafterin neues Werbematerial aus der Brennerei in den Wicklow Mountains dabei. Umgehend weist sie die Männer hinter dem Tresen an, wie und wo dieses möglichst effektvoll aufzuhängen ist. Dabei gehe ich ebenfalls nicht leer aus. T-Shirt, Beanie und ein Set Cocktail-Strohhalme aus Metal sind für mich drin.
St. Kevin von Glendalough
Das T-Shirt ist dasselbe wie Aoife an diesem Tag trägt. Grau und mit dem markanten Logo der Destillerie auf der Brust. Dieses zeigt den Heiligen Kevin. „St. Kevin war ein Heiliger und steht in direkter Verbindung mit Glendalough,“ beginnt sie nachdem wir uns in eine ruhige Ecke des Pub verzogen haben. Wir trinken Wasser und Cola und ich höre ihrem Vortrag über das Branding der Destillerie zu: „St. Kevin gilt als der Gründer der Klostersiedlung, deren Ruinen heute in Glendalough zu besichtigen sind. Er galt als besonders tierlieb.
Deshalb findet man ihn häufig mit einem Vogel auf der Hand abgebildet.“ Wie auf dem Logo der Brennerei. Hinter dem Vogel steht eine besondere Geschichte. Aoife: „Der Legende nach stand Kevin im See als sich ein Vogel auf ihn setzte und ein Ei in seine Handfläche legte. Kevin blieb in der Folge stehen und wartete bis das Küken schlüpfte.“ Es ist die Ruhe und die Geduld hinter dieser Aktion, welche die Macher von Glendalough Gin und Whiskey inspirierte.
„Ein Geschäft aufzubauen und vor allem Whiskey herzustellen, bedarf Zeit und Geduld,“ sagt Aoife. Hierbei sind diese Macher fünf Freunde von der Ostküste Irlands. In 2011 gründeten sie ihr Unternehmen, in 2013 begannen sie mit der Destillation des Glendalough Gin in Wicklow. Seit wenigen Jahren produzieren sie zudem bislang unveröffentlichten Irish Whiskey auf zwei kupfernen Pot Stills. Die Craft Distillery liegt in Newtown Mountkennedy am Ostrand der Wicklow Mountains.
Glendalough Gin: Die Inspiration
Um Glendalough Gin und Whiskey zu produzieren, gaben die fünf Gründer die Sicherheit ihrer regulären Jobs auf. Stattdessen gingen sie ins Risiko. Daraus zieht Aoife eine weitere Parallele: „St. Kevin war ein junger Mann aus gutem Haus. Dennoch ging er als Einsiedler in die Wicklow Mountains. Dort lebte er allein, fern von Luxus und Sicherheit. Warum? Um etwas Bedeutungsvolles zu finden. Ähnlich verhielt es sich mit der Gründung der Brennerei.“
Jedoch war es im Falle der fünf Gründer nichts Religiöses wie beim Heiligen Kevin. Vielmehr wollten sie die handwerkliche Kunst der Destillation in Irland auffrischen. Dabei taten sie dies zu einer Zeit, als andere Brennereien wie die Dingle Distillery (2012) damit begannen, neuen Wind in die irische Landschaft zu bringen. Ein Wind, der schließlich das Revival des Irish Whiskeys antreiben sollte und vor dem die Craft Distillery von der Ostküste mit ihrem Gin erfolgreich segelte. Und der Anschub für spätere Craft Distilleries wie die Killowen Distillery brachte.
Der Glendalough Rose Gin
Heute sind verschiedene Glendalough Gin auf dem Markt. „Der bekannteste ist der Glendalough Rose Gin,“ berichtet Aoife. „Er ist inzwischen mehrfach preisgekrönt. Jedoch wichtiger ist die Hintergrundgeschichte.“ Der Drink entstand als Hommage an Head Distiller Ciarán ‚Rowdy‘ Rooneys verstorbene Mutter Rose. Als Gimmick zur Hochzeit seines jüngeren Bruders produzierte er eine kleine Menge Glendalough Gin, den er mit Rosenblüten aus dem Garten der gemeinsamen Mutter versetzte. „Der Glendalough Rose Gin kam bei den Hochzeitsgästen so gut an, dass daraus ein Core Release wurde,“ sagt Aoife lächelnd. Eine wunderschöne Geschichte.
Grundsätzlich kommen in den Glendalough Gin fast ausschließlich Botanicals aus den Wicklow Mountains. „Wir haben das Glück, dass großartige Botanicals direkt vor der Haustür wachsen. Und dazu haben wir eine hervorragende Expertin für Botanicals in unseren Reihen,“ sagt Aoife. Diese Expertin ist Geraldine Kavanagh. Sie sammelt in den Berghängen der Wicklow Mountains die Botanicals für die Produktion von Gins wie den Wild Botanical Gin oder die jahreszeitlichen Seasonal Gins.
Irish Whiskey aus den Wicklow Mountains
Neben dem Glendalough Gin produziert die Craft Distillery einen Irish Poitín und natürlich irischen Whiskey. „Unseren ersten, eigenen Whiskey haben wir 2017 oder 2018 destilliert. Einen Irish Pot Still Whiskey,“ weiß Aoife. Während dieser noch in den Warehouses reift, bietet die Destillerie aus Wicklow zugekauften Whiskey unter eigenem Label an. Daraus greift Aoife einige bemerkenswerte Beispiele heraus: „Wir haben einen 25-jährigen Single Malt, den ersten weltweit mit Virgin Irish Oak Cask Finish. Dazu einen 17-jährigen Single Malt mit einem ebenfalls außergewöhnlichen Mizunara Cask Finish.“ Die darin verwendeten Whiskeys stammen aus den Beständen einer etablierten, irischen Groß-Brennerei.
Die beiden für die Finishes verwendeten Fassarten sind bemerkenswert. Mit beiden experimentierte die Brennerei erfolgreich weiter. „Für unseren Single Pot Still Whiskey verwendeten wir ebenfalls Virgin Irish Oak Cask beim Finish. Das Holz dazu stammt aus Eichen, die wir aus nachhaltigem Forstbau lokal aus Wicklow bezogen. Dabei lässt sich zu jeder Flasche genau das Fass und der Baum nachvollziehen.“ Hierzu stammte der Pot Still Whiskey weiterhin aus Zukauf Dritter.
Mizunara: Die „schwierige“ Eiche aus Japan
Jedoch ging es für das jüngste Release wieder nach Japan. Dabei vermählte die Destillerie drei zugekaufte Single Malts aus Ex-Bourbon Barrels und gab Ihnen ein Finish von bis zu 12 Monaten in Mizunara Casks. Aoife bestellt zwei leere Gläser und stellt eine Flasche der neuen Abfüllung auf den Tisch. Sie schenkt ein und wir stoßen an. „Die Bäume für die Fässer hatten ein Alter von bis zu 200 Jahren,“ berichtet sie. „Das Holz für den Fassbau zu trocknen kann bis zu zwei Jahre dauern.“
Alles Gründe, warum Mizunara eines der teuersten Eichenhölzer ist. „Es ist sehr kostspielig und zudem schwierig, an Fässer heran zu kommen,“ so die Markenbotschafterin. Allerdings hatten die Brennerei aus Wicklow Glück. Bei einer Reise nach Hokkaido traf sich Kevin, einer der fünf Gründer, mit den Küfern. Nach einer durchzechten Nacht hatte er sich 21 Fässer gesichert. Soweit die Legende.
Jedenfalls genug Fässer für kommende Releases während der eigene New Make noch zu Whiskey heranreift. „Unsere Brennerei ist sehr klein. Wir setzen nicht auf Masse, sondern auf Qualität,“ erklärt Aoifa. In der Zwischenzeit bereist sie weiter das Land, informiert über den Heiligen Kevin und bringt den Glendalough Gin und Whiskey unter die Whiskey-Freunde.