Im Frühjahr 2019 erschien im Hädecke Verlag das deutschsprachige Irish Whiskey Buch „Phönix von der Grünen Insel“ von Daniela Brack. Die Autorin und ehemalige Wirtschaftsjournalistin widmet sich mit ihrem Werk auf 160 Seiten der Geschichte des irischen Whiskeys und den einzelnen Destillerien auf der Grünen Insel. Dabei beleuchtet sie sowohl alteingesessene Brennereien wie die Midleton Distillery als auch aufstrebende Destillerien wie die Dingle Distillery. Im Interview mit dem Irish Whiskey Blog erzählt Daniela Brack über ihr Irish Whiskey Buch, Irland und die irische Whiskey-Industrie.
Das Irish Whiskey Buch „Phönix von der Grünen Insel“
Irish Whiskey Blog: Im Frühjahr dieses Jahres erschien dein Buch „Irish Whiskey – Phönix von der Grünen Insel„. Wie kamst du darauf, ein Buch über irischen Whiskey zu schreiben? Was ist dein persönlicher Bezug zum Irish Whiskey bzw. zu Irland?
Daniela Brack: Ich glaube, alles fing 2003 an, als ich mit einer Freundin nach dem Ende unseres Studiums vier Wochen rund um und durch Irland gefahren bin und dabei meine Liebe zum Land und zum Irish Whiskey entdeckt habe – zu einer Zeit, als es gerade einmal noch drei Produzenten gab! Ausgangspunkt für das Buch war aber sicher meine ernüchternde Feststellung im Zuge der Recherche für einen Artikel vor ungefähr drei Jahren, dass es kein deutsch-sprachiges, halbwegs aktuelles Buch über Irish Whiskey gab. Und das, obwohl sich auf der grünen Insel in Sachen Whiskey in den vergangenen 15 Jahren so etwas wie eine Revolution ereignet hatte! Dann lernte ich – was wohl auch heute nur wenige wissen – dass Irlands Geschichte als Whiskey-Nation mindestens genauso alt (wenn nicht älter) und ruhmreich wie die der Schotten ist! Gute Gründe also, diese Geschichte zu erzählen und natürlich die feinen Tropfen von der Insel vorzustellen.
„Den größten Respekt aber habe ich vor jedem Whiskey Blender und Master Distiller in Irland.„
I-W-B.de: Im Buch gehst du unter anderem auf die Geschichte des Irish Whiskey ein. Gibt es historische Episoden oder bedeutende Menschen, die dich bei der Recherche besonders beeindruckt haben?
DB: Nun, ich ziehe nach wie vor meinen Hut vor John Teeling, der für mich einer der Pioniere des neuen Irish Whiskeys ist, weil er Anfang der 1980er Jahre mit einer Mischung aus Mut und Größenwahn die Cooley Distillery gründete – mit dem erklärten Ziel, das Duopol der großen Getränkemultis Pernod Ricard und Diageo auf der Insel zu brechen und alte Whiskey-Marken wiederzubeleben. Cooley war die erste Destillerie-Neugründung seit mehr als 100 Jahren in Irland! Heute finde ich das, was etwa Louise McGuane mit Chapel Gate macht, nämlich die alte Tradition der Bonder wieder aufleben zu lassen, unglaublich – was auch für ihre J. J. Corry‘s Whiskeys gilt. Den größten Respekt aber habe ich vor jedem Whiskey Blender und Master Distiller in Irland – denn es ist eine wahrlich große Kunst, einen wirklich guten Whiskey zu machen.
„Cooley wird sicher nie einen Preis als schönste Destillerie Irlands gewinnen – aber das ist absolut okay!“
I-W-B.de: Welche Destillerie, die du für das Buch besuchen durftest, gefiel dir am besten? Gab es auch negative Überraschungen?
DB: Es gab keine wirklichenNegativ-Überraschung. Die Hilfsbereitschaft und Offenheit der Whiskey-Macher – selbst die der großen Konzernmarken – hat mich einfach immer wieder positiv überrascht. Als ehemalige Wirtschafts-Journalistin weiß ich aus Erfahrung, dass die großen Multis einem die Arbeit ganz leicht schwer machen können….Nun gibt es natürlich schöne und weniger schöne, dafür aber zweckdienliche Destillerien. Cooley wird sicher nie einen Preis als schönste Destillerie Irlands gewinnen – aber das ist absolut okay! Mir ist wichtig, ob der ‚Output‘ stimmt und schmeckt, ob sich eine rote Linie durch die Produktpalette von den Einstiegsqualitäten bis zu Premiumabfüllung zieht, die Macher aufrichtig – und die Marketinggeschichten so authentisch wie möglich – oder zumindest stringent sind.
„Was mich neben den Geschichten und Gesichtern hinter den Whiskeys aber immer wieder aufs Neue berührt, ist die aufrichtige Begeisterung für ihre Produkte.„
I-W-B.de: Welche Menschen trafst du während deiner Recherche, die dir besonders im Gedächtnis blieben? Und warum?
DB: Von John Teeling und Louise McGuane habe ich schon berichtet. Was mich neben den Geschichten und Gesichtern hinter den Whiskeys aber immer wieder aufs Neue berührt, ist die aufrichtige Begeisterung für ihre Produkte und die Geschichte, die viele der neuen Whiskey-Macher in Irland verbindet. Das zieht sich vom Eigentümer einer Destillerie bis hin zum Vertriebler oder dem Azubi. Die Leute „brennen“ einfach für ihr Unternehmen, ihre Geschichte und das, was sie in Flaschen füllen. Das ist wirklich erfrischend, wenn man die gut geölten Marketing-Maschinerien aus Schottland kennt…
I-W-B.de: Mit dem Titel „Phönix von der Grünen Insel“ beziehst du dich auf die Wiedergeburt der irischen Whiskey-Industrie. Wie bewertest du die bisherige Entwicklung des Marktes seit 2012?
DB: Ich finde sie natürlich fantastisch, denn Anfang des Jahrtausends gab es von den einstmals rund 1.000 Destillerien in Irland gerade noch drei Produzenten – davon zwei im Besitz großer ausländischer Getränke-Multis. Mittlerweile gibt es 26 Destillerien – mehr als zehn weitere sind geplant. Irlands Whiskey-Macher präsentieren seit Jahren regelmäßig aufregende und innovative Tropfen. Und das kommt an – nicht verwunderlich also, dass Irish Whiskey derzeit den am schnellsten wachsenden Anteil im Bereich der Premium-Spirituosen repräsentiert. Dennoch ist Irish Whiskey bei uns noch immer so etwas wie ein Geheimtipp. Doch ich hoffe, das ändert sich…
„Irlands Whiskey-Macher präsentieren seit Jahren regelmäßig aufregende und innovative Tropfen.„
I-W-B.de: Was erwartest du in den nächsten drei Jahren von den irischen Destillerien? Wo lohnt es sich, aus Konsumenten-Sicht besonders gespannt hinzuschauen?
DB: Nun, mit dem Brexit wird Irland die einzige noch verbliebene traditionelle Whisk(e)y-Nation in der EU sein. Ich denke, dass sich spätestens dann Whiskey-Einsteiger wie auch -kenner vermehrt den feinen Tropfen von der grünen Insel zuwenden werden. Persönlich bin ich gespannt, was die Iren aus ihrer „Freiheit“ machen, Whiskey – anders als in Schottland – nicht ausschließlich in Eichenholz-Fässern reifen lassen zu müssen. Ich halte das für einen absoluten Wettbewerbsvorteil und potenziellen Kristallisationspunkt für künftige Innovationen bei der Reifung und dem Finishing. Aber man muss gar nicht so tief in die Glaskugel schauen – allein, was sich noch alles aus dem Single Pot Still Whiskey – einer Whiskey-Art, die es so nur in Irland gibt – machen lässt, wird spannend zu beobachten sein.
I-W-B.de: Viele Entwicklungen in Irland stehen erst ganz am Anfang. Ist beizeiten eine weitere Auflage deines Buches mit einem Update geplant?
DB: Ja, unbedingt – ich hoffe auf viele Neuauflagen! Weniger wegen der verkauften Exemplare – na gut, natürlich auch deswegen – sondern weil es so viel Neues zu berichten gibt! Der Verlag und ich haben von Anfang an, schon bei der Konzeption des Buches versucht, der dynamischen Entwicklung in Irland mit einer eigenen Online-Ergänzung des Buches Rechnung zu tragen. Im Buch stelle ich alle Destillerien und Hersteller und ihren Signature-Whiskey vor, der den Stil des jeweiligen Hauses am besten abbildet. Um das Buch aber mit Blick auf die zu erwartende Vielzahl neuer Abfüllungen nicht allzu schnell veralten zu lassen, gib es unter www.irish-whiskey-buch.de im neuen Jahr (derzeit überarbeiten wir die Website) immer aktuelle News aus der Welt des Irish Whiskey, Termine und natürlich die Verkostungsnotizen neuer Abfüllungen.