Irischer Moonshine Fund: Flaschen aus dem 19. Jahrhundert gehen in Versteigerung

Moonshine Fund Irland
Foto: Whisky-Online.com

Ein irischer Moonshine Fund beschäftigt derzeit Whiskey-Kenner und irische Historiker gleichermaßen. Dabei handelt es sich um zweihundert Flaschen mit über 150 Jahre alten Moonshine. Hiervon berichtete der englische Online-Händler und Auktionär Whisky-Online.com auf seinem Webblog. Dabei machte die Entdeckung ein Farmer beim Abriss eines verlassenen Gebäudes. Der Fundort befindet sich in der Grafschaft Tyrone im Norden von Irland. Die Echtheit und Authentizität als Whiskey bestätigte das renommierte Labor Tatlock & Thomson aus Leven in Schottland.

Bei sogenanntem Moonshine handelt es sich um illegal hergestellten Whiskey. Zur Vermeidung der Entdeckung durch Steuereintreiber brannten in den zurückliegenden Jahrhunderten viele Schwarzbrenner nachts. Daher stammt der in Irland, Schottland und den Vereinigten Staaten landläufige Name Moonshine.

Irischer Moonshine Fund lagerte im Boden eines Geheimraums

Irlands Geschichte der letzten zweihundert Jahre ist eng mit der Geschichte des Irish Whiskey verknüpft. Neben der marktbeherrschenden Industrie um die irischen Größen wie Jameson oder Powers existierte im 19. Jahrhundert eine unüberschaubare Szene illegaler Hausbrennereien. Hierdurch verdienten die einfachen Leute auf dem irischen Land an der großen, lokalen Nachfrage nach irischem Whiskey steuerfrei mit. Naturgemäß lebten diese Schwarzbrenner in ständiger Angst vor den Steuereintreibern. Deshalb versteckten sie sowohl ihre Brennapparaturen als auch ihre fertigen Produkte an verschiedenen Orten.

Ein solches Versteck trat beim Abriss des Farmgebäudes im Norden von Irland zu Tage. Wie Whisky-Online.com berichtet, entdeckte der Farmer beim Abriss des Daches eine doppelte Wand am Ende des Gebäudes. Dahinter versteckte sich ein kleiner Geheimraum. Wiederum unter dessen Holzdielen befanden sich zweihundert verschlossene Glasflaschen mit einer zunächst unbestimmten Flüssigkeit. Den Füllpegel dieser Flaschen bezeichnen die Entdecker dem Alter entsprechend als gut. Hierbei war dies bemerkenswert, da die Flaschen liegend lagerten. Die Glasflaschen selbst gleichen sich in ihrer Machart. Jedoch zeigen sie keine durchgehende, industrielle Güte. Ihr Alter schätzt Whisky-Online.com anhand der Produktionsweise auf 170 bis 190 Jahre. Die Flaschen tragen kein Label oder sonstige Markierung. Darum sind Rückschlüsse auf ihre Herkunft nicht möglich. Bei der Bergung brachen einige Flaschen. Zudem war bei manchen durch die lange Lagerung der Korken undicht.

Moonshine Fund Irland
Die Flaschen aus dem historischen Fund im Norden von Irland (Foto: whisky-online.com)

Illegaler Schwarzbrand oder billiger, schottischer Grain Whisky?

Nachdem der Farmer die Flaschen barg, beauftragte sein Neffe Tatlock & Thomson mit der Analyse des Inhalts. Die Laboranalyse der Flüssigkeit aus verschiedenen Flaschen ergab, dass es sich um Whiskey handelt. Ebenfalls sei eine vorherige Lagerung in Holzfässern, vermutlich amerikanischen Eichenfässern, realistisch. Interessanterweise äußerte das Laborergebnis die Möglichkeit, dass der Whiskey einen Anteil Grain Whiskey enthält. Hierbei war Grain Whiskey im 19. Jahrhundert ein Produkt industrieller Massenproduktion, hergestellt in schnell arbeitenden Column Stills.

Amerikanische Eichenfässer? Ein Anteil von Grain Whiskey? Dies spräche dagegen, dass es sich um illegalen Moonshine handelt. Denn kleine Schwarzbrennereien destillierten ihren Schwarzbrand auf kleinen, mobilen Pot Stills. Daher stammt die irische Bezeichnung Poitín für das entstehende, klare Destillat. Das irische Poitìn bedeutet übersetzt “kleiner Pott”. Industrielle Anlagen zur Herstellung von Grain Whiskey waren zu sperrig, um sie vor den Steuereintreibern zu verbergen. Zudem waren die irischen Destillerien wehemente Verfechter der traditionellen Destillation in großen Pot Stills. Dagegen stammte Grain Whiskey vorrangig aus dem benachbarten Schottland. Möglich ist, dass der Schwarzbrenner seinen eigenen Brand mit billigem Grain Whiskey streckte und anschließend versteckte.

Somit bleiben viele Fragen zur genauen Herkunft und zum Inhalt der Flaschen offen. Einig sind sich sowohl die Entdecker als auch die Laboranalysten, dass der Inhalt der Flaschen nicht mit heutigen Spirituosen konkurrieren kann. Deshalb handelt es sich um einen bemerkenswerten Fund, der vor allem Sammler von historischem Whiskey interessiert. Whiskey-Online.com bietet die restlichen 103 Flaschen auf seiner Auktionsseite in der bis zum 8. Januar laufenden Auktionzur Versteigerung an.

Anmerkung vom 30.12.2019: in einer vorherigen Version des Textes, stand als Fundort ein Ort in der Nähe der des Giant’s Causeway und der Bushmills Distillery (County Antrim). Dorthin brachte der Finder die Flaschen jedoch. Der tatsächliche Fundort lag in der Grafschaft Tyrone und ist nicht weiter benannt.